6. April 2023 I Newsletter
3 Fragen an:
Nancy Frehse, Unternehmerin, Dozentin für innovatives Unternehmer:innentum
Mode zukunftsfähig denken und Kinder- sowie Erwachsenenkleidung aus dem produzieren, was es bereits auf dieser Welt gibt: Das ist die Mission von Oktopulli aus Kreuzberg. Die bunten Pullis des kleinen Labels wachsen dank ihres besonderen Schnitts lange mit, für jedes verkaufte Teil geht eine Spende an eine gemeinnützige Organisation. Hier spricht Nancy Frehse, eine der beiden Oktopulli-Gründerinnen, über Verantwortung – und darüber, ob Trends und Nachhaltigkeit vereinbar sind.
Name: Nancy Frehse
Alter: 31
Wohnort: Berlin
Beruf: Unternehmerin, Dozentin für innovatives Unternehmer:innentum
Mein liebstes Stück im Kleiderschrank: eine Jeansjacke aus den 70ern von meiner Mama.
Größter unvernünftiger, aber verzichtbarer Luxus: der Gang in die Sauna. Und: nach langen Tagen Einkäufe nach Hause bestellen.
Mein liebster Upcycling-Hack: Ich habe mal aus meinem alten Bett eine neue Küchenzeile gebaut.
Meine größte Modesünde: Kuschelsocken in Turnschuhen.
Mein Berliner Lieblingsort: mein Atelier in Berlin-Kreuzberg und der Italiener bei mir um die Ecke.
Ihr tretet mit Oktopulli für mehr Nachhaltigkeit in der Welt der Mode an. Was ist aus deiner Sicht das größte Problem mit der Fashion-Industrie, wie sie heute ist?
Mode besteht aus Trends. Dabei geht es mittlerweile aber kaum noch um die Frage nach einem persönlichen Bedarf an Kleidung. Den Blick für die Menschen hinter dem Handwerk haben wir dabei völlig verloren. Wieviel Handarbeit in jedem unserer Kleidungsstücke steckt, ist für viele Menschen nicht klar. Wir geben teilweise für eine Pizza mehr aus als für ein T-Shirt. Das ist absurd.
Für Eure Pullis verwertet Ihr Stoffe, die zum Beispiel als Reste in der Industrie anfallen. Inwiefern stellt Euch das vor Herausforderungen?
Die Beschaffung der Stoffe ist viel aufwändiger, als wenn wir einfach Stoffe für uns produzieren lassen würden. Denn für B-Ware und Deadstock – also unverkaufte Ware – gibt es kaum eine wirklich gute Infrastruktur. Wir haben uns jede Kooperation selbst aufgebaut. Ob es mit Stoffherstellern oder mit anderen Labels ist. Dabei liegt unser Fokus auch in der Aufklärung. Wir möchten, dass allgemein weniger überproduziert und mehr verwertet wird. Wir selbst nähen unsere Kleidung erst, wenn sie bestellt wurde. So können wir die Stoffe am ressourcenschonendsten nutzen. Dadurch sind unsere Designs aber auch so wunderbar vielfältig und bunt. Wir designen erst, wenn wir die Stoffe haben und nicht umgekehrt.
Aus deiner Sicht: Müssten wir uns eigentlich konsequent von der Idee von Modetrends verabschieden?
Trends sind toll, sie zeigen, wie kreativ wir Menschen sein können. Jedoch braucht es dafür keine 52 Kollektionen im Jahr, wie sie bei vielen Fast Fashion Marken üblich sind. Wir müssen weg von der Masse und Kleidung wieder mehr als Bedarfsgut verstehen. Einfach mehr überlegen, wieviel wir wirklich für ein Kleidungsstück zahlen, in der Relation dazu, wie oft wir es tragen können. Es gibt keine billigen Produkte. Jedes Produkt hat per se seinen Wert. Der Preis dafür steht nur nicht immer auf dem Etikett. Deshalb finde ich: Wenn wir schon Trends schaffen wollen, dann am besten den, wertschätzend einzukaufen und die Person hinter den Produkten mehr in den Vordergrund zu stellen.