1. September 2022 | Ausgabe 22
Die Briefeschreiberin
SKYE NEVILLE (11), Wales
Im November des Jahres 2020 brachte ihr Vater, der der Postbote von Fairbourne war, wieder eines ihrer Hefte mit nachhause: „Horrible Histories“, ein Magazin voller Gruselgeschichten für Kinder. Das Erschreckendste am Heft war für Skye aber, dass wieder Schleimknete, falsche Mäuse, Gebisse und Stinkefinger dabeilagen – alle einzeln in Plastikverpackungen verschweißt und das ganze Magazin zusätzlich von einer Plastikhülle umgeben. Noch bevor ihr Vater von seiner Runde aus dem Ort zurück war, hatte Skye eine Beschwerde an den Verleger geschrieben. Die könne er gleich mitnehmen. „Die Antwort war genauso ein Müll wie die Extras des Heftes“, sagt Skye: Man sorge sich sehr um die Umwelt, aber die Kinder liebten nun mal die Plastikspielzeuge und könnten ja auch mehr als einmal damit spielen. „Ein fürchterliches Blabla!“
Skye wurde immer wütender. Nur zwei Monate später, im Januar 2021, startete sie eine Online-Petition auf der Plattform change.org. Darin stand: „Ich fordere die Verleger von Comics und Magazinen auf, sich wirklich um die Umwelt zu sorgen und ihren Publikationen kein Plastikspielzeug beizulegen.“ Bis heute haben über
65.000 Menschen unterschrieben, viele Medien wie die BBC haben darüber berichtet und auch Umfragen gemacht: Demnach wollten 80 Prozent aller Kinder in Großbritannien kein Plastikspielzeug in ihren Magazinen. Die viertgrößte Supermarktkette der Insel, Waitrose, hat daraufhin bekannt gegeben, solche Zeitschriften aus dem Sortiment zu werfen, wenn sie sich nicht von ihrem Plastikabfall trennen. Aber Skye ging noch weiter: Sie kontaktierte ihre zuständige Abgeordnete für Wales, die ihr Anliegen ins Parlament eingebracht hat – und bekam Unterstützung. Wie auch in der Europäischen Union sind im Vereinigten Königreich bereits bestimmte Einweg-Plastikprodukte verboten – in der nächsten Legislaturperiode wolle man Zeitschriftenverpackungen und Plastik beigaben angehen. Demnächst will Skye mit prominenter Unterstützung die Kampagne neu entflammen und weltweit Aufmerksamkeit schaffen. „Niemand kann von heute auf morgen allein das globale Plastikdilemma lösen“, sagt sie. „Aber man kann sich einen kleinen Aspekt davon herauspicken, das geht schneller.“ „Horrible Histories“ verschickt der Verlag jetzt übrigens ohne Plastik.