7. Juni 2024 I Newsletter

3 Fragen an:

Dr. Rudi Piwko, interkultureller Klimaaktivist

"Re-use with ukrainians" ist ein Bildungsprojekt für Geflüchtete aus der Ukraine. Das Ziel ist, sie für die Themen Mülltrennung, Abfallvermeidung und Wiederverwenden zu begeistern. Im März ist es gestartet. Mitfinanziert wird das Projekt von der Stiftung Naturschutz Berlin aus dem Förderfonds Trenntstadt Berlin. Umgesetzt wird es vom Berliner Verein Compango. Wir sprechen darüber mit dem Geschäftsführer Dr. Rudi Piwko.

Rudi Piwko
Foto: Compango e.V. /Elena Krasnokutska

Name: Dr. Rudi Piwko

Wohnort: Berlin Charlottenburg

Alter: 63

Beruf: Interkultureller Klimaaktivist

Mein liebster Upcycling-Hack: Reparieren. Wenn ich etwas wieder fit machen kann, was ich lange benutzt habe, entsteht eine schöne Beziehung, ein Dank an den Gegenstand, zum Beispiel an ein Fahrrad.

Mein Lieblingsort in Berlin: Der Grunewald mit seinen vielen Gesichtern.

Inspiration finde ich: Immer wieder in wochenlangen Querfeldein-Wanderungen mit Hund, Zelt und ohne Handy.

Wie ist die Idee zu dem Bildungsprojekt "Re-use with ukrainians" entstanden? 
In unserem Klimaschutzverein Compango e.V. verbinden wir ökologisches Engagement und die Integrationsarbeit mit ukrainischen Geflüchteten. Das Bildungsprojekt ist als Brücke entstanden. Wir bringen die Talente der Geflüchteten in Sachen Improvisation, das Thema Re-Use aus wirtschaftlicher Notwendigkeit und das künstlerisch-politische Potential der engagierten Menschen im Haus der Materialisierung am Alexanderplatz zusammen. Compango beteiligt sich dort.
 
Zum Programm gehören Seminare, Exkursionen oder Gespräche mit Politiker:innen. Welche Inhalte werden konkret vermittelt?  
Wir nennen es Empowerment oder Wege zur Selbstwirksamkeit. Zunächst wird das Interesse an Re-Use geweckt. Dazu schauen wir uns die technisch-organisatorische Seite an, wie Abfälle sortiert, gesammelt und wiederverwertet werden. Zum Beispiel auf dem Recyclinghof Gradestraße, in der ALBA Sortieranlage oder in der NochMall. Im zweiten Monat geht es um politisch-gesellschaftliche Faktoren. Im Abgeordnetenhaus treffen wir Abgeordnete, die aus der Ukraine stammen oder sprechen in einem Bezirksamt mit ukrainischen Mitarbeiter:innen. Das zeigt berufliche Möglichkeiten auf und motiviert zum Selbsttun. Zum Abschluss gibt es eine zweiwöchige Info-Aktion auf dem Alexanderplatz. Jede:r Teilnehmer:in kann üben, wie man (auf Deutsch!) Dialoge führen und mit Taten überzeugen kann. 
 
Wie können die Teilnehmer:innen des Bildungsprojektes dazu beitragen, die ukrainische Community in Berlin für Themen wie Re-Use und Zero Waste zu sensibilisieren?  
Ein Beispiel: Die Teilnehmer:innen des Orientierungskurses haben eine ganztägige Wanderung durch das Wildnisgebiet in Luckenwalde vorbereitet. Das war früher ein Truppenübungsplatz. Zugfahrt, Essen und Programm haben sie selbst organisiert. Knapp fünfzig Geflüchtete aus der Ukraine nahmen an der Wanderung teil. In der direkten Peer-Kommunikation wurde das Thema Re-Use so interessant vermittelt, dass wir schon über ein Dutzend Interessent:innen für den nächsten Kurs im Herbst haben. Die Sensibilisierung für das Thema läuft also über das Gemeinschaftsgefühl. Wir bilden sozusagen ukrainische Influencer:innen fort.

Schritt für Schritt